Fähigkeiten kommen von ganz allein
Noch mal zurück zum Üben:
Das Üben beruht auf einem phänomenalen und grundlegenden Irrtum:
"Wenn ich etwas lernen möchte, das ich noch nicht kann, dann muss ich es üben."
Das bedeutet, das zu tun, was man nicht kann.
oder
"Wenn ich nicht tue, was ich nicht kann, werde ich es niemals können."
Und das stimmt nicht. Rational betrachtet (im wissenschaftlichen Weltbild) klingt das logisch und plausibel, aber es stimmt ganz einfach überhaupt nicht. Weil es eben das gibt, was ich in diesem Buch mal ganz abstrakt als "die 3. Kraft" bezeichne.
Und macht es denn Spaß, das zu tu, was man nicht kann?
Nein, es macht überhaupt keinen Spaß! Es ist ein sinnloser K(r)ampf.
Spielen bedeutet, das zu tun, was man kann - was man mühelos kann.
Wichtig ist dabei, dass man es tut.
Und aus diesem Tun (dessen was man kann), erwachsen vollkommen mühelos immer wieder neue Fähigkeiten. Auch das ist jene Kraft, welche ich hier die 3. nenne.
Neue Fähigkeiten tauchen einfach so auf, ohne dass man sie mühevoll geübt hätte. Sie erwachsen aus dem Tun dessen, was man kann. Und das tut man, weil man es liebt.
Die Liebe zu einer Sache lässt also Fähigkeiten mühelos wachsen, wenn man dieser Sache Aufmerksamkeit schenkt.
Der nächste Schritt in den Fähigkeiten kommt von ganz allein, ohne dass er mühevoll durch Üben errungen werden muss.
Eine wichtige Anmerkung:
Ich möchte damit nicht sagen, dass man niemals etwas tun soll, dass man nicht kann:
Es kommt zum Beispiel vor, dass mir ein Schlagzeug-Groove durch den Kopf schießt, den ich erstmal nicht sofort spielen kann. Dann probiere ich eben eine halbe Stunde herum, bis ich ihn kann. Ebenso habe ich ja z.B. Signe von Eric Clapton wochenlang Note für Note einstudiert.
Der Unterschied ist ein anderer:
Üben basiert auf einer Verneinung:
"Ich muss das üben, weil ich es nicht kann."
oder
"Ich muss das üben, weil ich so schlecht darin bin."
Ein solches Handeln ist sinnlos und wird nur dazu führen, dass man das Angestrebte nur sehr mühevoll oder gar nicht erreicht.
Als ich aber wochenlang das Eric Clapton Stück einstudierte, basierte das nicht auf einer Verneinung, sondern ich hatte innerlich eine Möglichkeit gesehen, ein Ziel, das mir sehr viel bedeutete, auf ganz direktem Wege zu erreichen. Das ist ein Handeln, das einer positiven Möglichkeit folgt: Einem Ziel, verbunden, mit dem Wissen, dass man dieses Ziel durch ein bestimmtes Handeln erreichen wird.