Das Zyklische
Das gegenwärtig verbreitete Denken ist sehr stark auf gleichförmige Kontinuität ausgerichtet.
"Wenn man ein Instrument lernt, übe man am besten jeden Tag eine Stunde und das Jahr für Jahr ein Leben lang."
Das entspricht aber nicht der Realität, so wie sie wirklich ist und es entspricht auch nicht jener Kraft, welche ich die 3. Kraft nenne.
Die Realität vollzieht sich zyklisch-periodisch:
Alles atmet, pulsiert und wechselt zwischen Anspannung und Entspannung.
Dinge kommen und gehen und kommen und gehen und .... Dabei wechseln sie ihre Intensität von total intensiv bis gar nicht mehr spürbar.
Woran liegt es, dass das gegenwärtige Denken zu gleichförmiger Kontinuität führt?
Man kennt nicht das, was ich die 3 Kraft nenne und was dazu führt, dass sich Dinge ganz spontan aus dem Moment heraus entwickeln. Man kann nicht mit der lebendigen Kraft gehen, welche die Realität vorantreibt, weil man gar nicht weiß, dass es sie gibt.
Weil man nicht weiß, dass es sie gibt, spürt man sie auch nicht.
Infolgedessen braucht es aber einen anderen Anhaltspunkt für das, was nun eigentlich im Moment geschehen soll.
Und das sind dann rationale Konzepte wie gleichförmige Kontinuität. Es besteht natürlich der Drang nach möglichst einfachen Handlungsanweisungen. Und "jeden Tag eine Stunde" ist einfach.
Gut! Aber was passiert nun, wenn das lebendige Geschehen von einem Handeln nach einem einfachen rationalen Konstrukt überlagert wird?
Da wo die hohen Intensitäten sind, wird nicht mitgegangen, das heißt, es wird Handlungspotential verschenkt.
Und da wo die niedrigen Intensitäten sind, fängt man an, sich anzutreiben und zu zwingen, weil man ist ja so faul und träge.
Nun lässt sich aber die Realität nicht so einfach umgehen.
Wenn die Intensität nachlässt und sogar in eine Pause ohne Aktivität einzuschwenken beginnt, zwingt man sich immer mehr und kämpft und kämpft gegen die angebliche Faulheit - bis es gar nicht mehr geht.
Und dann denkt man: "Gut, jetzt ist es ganz vorbei."
Wieder ein einfaches Konzept: "Entweder an oder aus". Es gibt nur ja oder nein und nun ist nein und zwar endgültig.
Und dann erfährt das, was eigentlich nur in eine kreative Pause läuft, ein gewaltsames Ende.
Diese Idee der gleichförmigen Kontinuität ist natürlich eng verbunden mit dem, was ich die isolierte Aneignung von Fähigkeiten nenne:
Fähigkeiten auf dem Instrument werden einfach trainiert weit ab von irgendwelchen konkreten schöpferischen Zielen.
Die wahre Natur der Realität aber ist zyklisch-periodisch. Und die einzelnen Aktivitätsphasen sind verbunden mit konkreten schöpferischen Zielen.
Dazwischen gibt es Pausen, in denen sich neue Ansichten und Ziele herausbilden.
Das Erstaunliche ist auch, dass man jedes Mal nach einer Pause auf einem deutlich höheren Niveau wieder einsteigt, als der letzte Zyklus geendet ist.
Ein solches Vorgehen hat einen gigantischen Vorteil:
In den Pausen der einen Sache kann man eine andere Sache machen. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit sehr viele verschiedene Dinge auf einem recht ordentlichen Niveau zu tun. Sie wechseln sich ab. In einer "Gitarrenphase" spiele ich manchmal 3-4 Stunden täglich, tue aber kaum andere Dinge
Ich zähle jetzt mal auf, was ich auf diese Weise alles tue:
- Ich entwickle Software für andere als Hauptberuf, um Geld zu verdienen
- Ich entwickle Software nur für mich selbst, weil ich Spaß dran habe
- Ich spiele Gitarre, Schlagzeug, Synthesizer und singe.
- Ich schwimme und laufe: Frühere Sportarten sind noch Tennis, Surfen und Skifahren
- Ich tanze: Gesellschaftstanz (Standard, Latein), Boogie, Dance-Aerobic, Step-Aerobic, Hiphop
- Ich schreibe gerade mein 5. Buch
Natürlich nicht alles gleichzeitig. Meistens sind 1-3 Dinge mehr oder weniger aktiv und der Rest ruht.
Oft gibt es konkrete Ziele und Visionen zu dem, was ich gerade tue. Nicht immer, denn Tanzen zum Beispiel tue ich einfach aus Spaß an der Sache ohne weiterführende Ziele. Da gehts aber auch nicht um die Aneignung von Fähigkeiten sondern einfach nur darum, dass es Spaß macht.